Manche Geschichten lassen mich nicht los. Sie machen mich betroffen und sehr nachdenklich. In den letzten Wochen wurden mir drei konkrete Fälle zugetragen, die zeigen, was passiert, wenn Unternehmenswerte zwar kommuniziert, aber nicht gelebt werden – und welche Folgen es hat, wenn HR schweigt oder sogar mitträgt, wo eigentlich Haltung gefragt wäre:
1. Vertrag mit Fallstrick
Eine Mitarbeiterin erhält von der HR-Abteilung einen neuen Arbeitsvertrag: mehr Benefits, dafür eine verkürzte Kündigungsfrist. Die Bedingung? Sofortige Unterschrift – sonst verfallen die Vorteile. Zwei Tage später wird ihr aus wirtschaftlichen Gründen gekündigt.
2. Wertloser Abschied
Ein langjähriger Mitarbeiter (60 Jahre) – loyal, engagiert und geschätzt – wird im Zuge einer intern lang vorbereiteten Reorganisation bei einem erfolgreichen Unternehmen gemeinsam mit drei weiteren Kolleg:innen ohne jede Vorwarnung entlassen. Direkt nach dem Gespräch wird er zum Schreibtisch begleitet, damit er seine persönlichen Sachen packen kann. Ein würdiger Abschied von den Kolleg:innen wurde ihm verwehrt.
3. Ghosting durch HR
Ein Kandidat bewirbt sich bei einem renommierten Beratungsunternehmen in Zürich. Zwei Online-Interviews, drei Gespräche vor Ort. Danach: Funkstille. Trotz mehrmaligem Nachfragen erhält er keine Rückmeldung.
Diese Fälle zeigen: Nicht allein die Entscheidungen an sich, sondern der Umgang mit ihnen – und mit den betroffenen Menschen – können Enttäuschungen, Kränkungen und in manchen Fällen gar tiefe Verletzungen hinterlassen.
HR-Abteilungen dürfen sich daher über ihren oft diskutierten schlechten Ruf nicht wundern – wenn sie schweigen oder sogar mittragen, wo eigentlich Haltung gefragt ist. Gerade in kritischen Situationen müssen sie den unabdingbaren Mut aufbringen, gegenüber der Unternehmensleitung für die propagierten Werte einzustehen. So macht HR den Unterschied – und schafft echten Mehrwert für Menschen und Organisationen.